Burnout verstehen

Unter Burnout versteht man einen Zustand der emotionalen und körperlichen Erschöpfung. Burnout wird nicht als eigenständiger Krankheitsbegriff im Katalog der internationalen Klassifikationen für Diagnosen (ICD-10) geführt. Dort wird Burnout mit dem Code "Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung" beschrieben.

Burnout ist also keine eigenständige psychische Erkrankung. Meist sind es arbeitsbezogene Anforderungen, die zu Stresssymptomen und dem Gefühl der Überforderung führen. Diese bleiben über Wochen und Monate bestehen und bessern sich auch nicht nach einer gewissen Erholungszeit (zum Beispiel Urlaub).

Burnout ist ein Risikofaktor für verschiedene psychische und physische Erkrankungen. Die Störung geht oft mit einer Depression einher, diese muss aber nicht zwingend vorliegen.

Häufiger lässt sich Burnout bei Menschen in helfenden, sozialen Berufen finden. Er kommt jedoch auch bei vielen Menschen anderer Berufsgruppen vor. Burnout-Symptome sind sehr vielfältig. Sie äußern sich emotional, psychisch und in der geistigen Leistungsfähigkeit, treten aber auch in Form psychosomatischer Beschwerden auf. Jeder Betroffene zeigt ein individuelles Muster von Symptomen und Beschwerden. Diese verändern sich abhängig von der Phase der Erkrankung.

Hauptsymptom von Burnout ist jedoch ein Gefühl tiefer Erschöpfung.

Wie verläuft ein Burnout?

Die völlige Burnout-Erschöpfung ist nicht plötzlich von einem Tag auf den anderen da. Fachleute beschreiben Burnout unter anderem in zwölf Stadien. Ein Burnout verläuft je nach Person unterschiedlich. Diese Stadien können jedoch der groben Orientierung dienen, wie ein Burnout verlaufen kann. Es ist möglich, Stadien zu „überspringen“ bzw. können sie auch in anderer Reihenfolge auftreten. Ab Stadium 3 sollte professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden, um wieder in die Balance zu kommen.

Welche Symptome können bei Burnout auftreten?

Burnout-Stadien im Überblick

 

  1. Zwang, sich zu beweisen. Aus gesundem Engagement kann übersteigerter Ehrgeiz werden. Auch Verlust von Motivation ist möglich, unter anderem bei mangelnder Wertschätzung.
  2. Verstärkter Einsatz. Betroffene versuchen, die Arbeit immer besser zu machen. Dabei achten Sie kaum bis gar nicht darauf, ob dies für sie machbar ist.
  3. Vernachlässigung der eigenen Bedürfnisse. So sind etwa soziale Kontakte, Ruhe und Entspannung nicht mehr so wichtig wie zuvor. Betroffene haben das Gefühl, sich dafür keine Zeit nehmen zu können.
  4. Verdrängung von Bedürfnissen und Konflikte. Es kommt in der Folge immer häufiger zu Fehlleistungen wie etwa Verspätungen, Verwechslungen sowie zu Konflikten.  
  5. Umdeutung von Werten. Man „stumpft" ab: Was einem lieb und teuer war, kommt im Leben kaum mehr vor.
  6. Verstärkte Verleugnung aufgetretener Probleme.  Betroffene schotten sich immer mehr von der Umwelt ab. Es kommt zu Zynismus, Aggression, Ungeduld, körperlichen Beschwerden etc.
  7. Sozialer Rückzug. Die Abschottung verschärft sich. Orientierungslosigkeit und Hoffnungslosigkeit treten auf. Es kommt z.B. zu „Dienst nach Vorschrift“. Ersatzbefriedigungen treten in den Vordergrund, z.B. Alkohol, Shoppen, Essen etc.
  8. Verhaltensänderungen. Betroffene ziehen sich nun noch stärker vom sozialen Leben zurück. Ersatzbefriedigungen spielen weiterhin eine große Rolle.
  9. Verlust des Gefühls für die eigene Persönlichkeit. Betroffene fühlen sich nicht mehr in der Lage, ihr Leben aktiv zu steuern. Sie haben das Gefühl, das Leben „steuert“ sie und sie sind nicht mehr „sie selbst“.
  10. Innere Leere. Mutlosigkeit, Angst und Panik treten auf. Ersatzbefriedigungen werden ausufernd.
  11. Depression. Es kommt zu einer depressiven Episode, unter anderem mit Erschöpfung, Verzweiflung und Suizidgedanken.
  12. Völlige Burnout-Erschöpfung. Betroffene erleiden einen emotionalen, körperlichen und geistigen Zusammenbruch.

Phasen von Burnout:

Burnout-Symptome in der Anfangsphase

In der frühen Phase eines Burnouts steckt der Betroffene meist extrem viel Energie in seine Aufgaben. Das geschieht mitunter freiwillig aus Idealismus oder Ehrgeiz, manchmal aber auch aus der Not heraus – beispielsweise aufgrund von Mehrfachbelastungen, zum Beispiel bei pflegenden Angehörigen oder aus Angst vor Jobverlust.

Ein charakteristisches frühes Anzeichen von Burnout ist, dass Betroffene nicht mehr in der Lage sind, abzuschalten. Sie erholen sich nicht mehr richtig, sind weniger leistungsfähig und brauchen immer mehr Kraft, um ihre Aufgaben zu bewältigen. Damit beginnt ein Teufelskreis.

Weitere Burnout-Symptome in der Anfangsphase sind unter anderem:

  • Gefühl, unentbehrlich zu sein
  • Gefühl, nie genügend Zeit zu haben
  • Verleugnung eigener Bedürfnisse
  • Verdrängung von Misserfolgen und Enttäuschungen
  • Einschränkung sozialer Kontakte auf Kunden, Patienten, Klienten etc.

Bald machen sich erste Burnout-Anzeichen einer Erschöpfung bemerkbar. Dazu gehören:

  • Rastlosigkeit
  • Energiemangel
  • Schlafmangel
  • Erhöhte Unfallgefahr
  • Erhöhte Anfälligkeit für Infektionen

 

2. Phase: Reduziertes Engagement

Das für die Einstiegsphase typische Überengagement kippt irgendwann zunehmend in eine Anspruchshaltung. Die Betroffenen erwarten, dass ihnen für ihren großen Einsatz etwas zurückgegeben wird. Werden sie enttäuscht, rutschen sie in eine starke Frustration. Die folgende Beschreibung von Symptome hilft Ihnen dabei, einen drohenden Burnout zu erkennen:

Innere Kündigung: Die Betroffenen nehmen längere Pausen als üblich, kommen spät zur Arbeit und gehen zu früh wieder. Sie begeben sich zunehmend in einen Zustand "innerer Kündigung". Der starke Widerwille gegen die Arbeit führt dazu, dass sie – wenn überhaupt – nur noch das Nötigste tun.

Entpersönlichung und Zynismus: Vor allem in helfenden Berufen ist eine "Entpersönlichung" von Beziehungen ein typisches Burnout-Symptom. Mitgefühl und Anteilnahme für Andere (Empathie) nehmen ab. Im Umgang machen sich emotionale Kälte und Zynismus breit. Pflegekräfte werten dann beispielsweise ihre Patienten stark ab.

Auswirkungen auf die Familie: Solche Anzeichen von Burnout wirken sich oft auf das Familienleben aus. Die Betroffenen stellen immer größere Anforderungen an ihren Partner, ohne etwas zurückzugeben. Sie haben keine Kraft und Geduld mehr, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen.

Typische Burnout-Symptome in dieser Phase sind:

  • Schwindender Idealismus
  • Herunterfahren des Engagements
  • Gefühl mangelnder Wertschätzung
  • Gefühl, ausgebeutet zu werden
  • Aufblühen in der Freizeit
  • Zunehmende Distanziertheit gegenüber Klienten, Patienten, Geschäftspartnern
  • Abnehmende Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen
  • Emotionale Kälte und Zynismus
  • Negative Gefühle Kollegen, Kunden oder Vorgesetzten gegenüber

3. Phase: Emotionale Reaktionen – Depressionen

Phase: Emotionale Reaktionen – Depressionen, Aggressionen, Schuldzuweisungen

Burnout-Symptome äußern sich auch in emotionalen Reaktionen. Wenn das überhöhte Engagement langsam in Frustration kippt, macht sich häufig Desillusionierung breit. Die Personen erkennen, dass die Realität nicht den eigenen Wünschen entspricht.

Sie geben die Schuld dafür entweder der Umwelt oder sich selbst. Dies trägt zu einer depressiven Stimmung bei ("Ich bin ein Versager!") oder ruft Aggressionen hervor.

 

Depressive Symptome bei Burnout sind:

  • Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit
  • Gefühl innerer Leere
  • Bröckelndes Selbstwertgefühl
  • Pessimismus
  • Angstzustände
  • Niedergeschlagenheit
  • Antriebslosigkeit

 

Aggressive Symptome bei Burnout sind:

  • Schuldzuweisung nach außen, an Kollegen, Vorgesetzte oder "das System"
  • Launenhaftigkeit, Reizbarkeit, Ungeduld
  • Häufige Konflikte mit anderen, Intoleranz
  • Zorn

4. Phase: Abbau, schwindende Leistungsfähigkeit

Die sinkende Motivation und die starke emotionale Belastung schlagen sich nach einiger Zeit in einer schlechteren Leistung nieder. Die Betroffenen machen häufiger Flüchtigkeitsfehler oder vergessen Termine. Weitere Anzeichen des kognitiven Leistungsabbaus sind:

  • Schwindende Kreativität
  • Unfähigkeit, komplexe Aufgaben zu bewältigen
  • Probleme, Entscheidungen zu fällen
  • "Dienst nach Vorschrift"
  • Undifferenziertes Schwarz-Weiß-Denken
  • Ablehnen von Veränderungen

Auch die letzten beiden Burnout-Symptome basieren bei genauerer Betrachtung auf einer nachlassenden Leistungsfähigkeit. Denn differenziertes Denken und Veränderungen erfordern Kraft, die Burnout-Betroffenen sind jedoch nicht mehr in der Lage, diese aufzubringen.

5. Phase: Verflachung, Desinteresse

Der Energiemangel führt auch zu einem emotionalen Rückzug. Betroffene reagieren zunehmend gleichgültig. Sie fühlen sich oft gelangweilt, geben Hobbys auf, ziehen sich von Freunden und Familie zurück. Burnout macht einsam.

6. Psychosomatische Reaktionen

Die enorme psychische Belastung schlägt sich auch in körperlichen Beschwerden nieder. Solche psychosomatischen Anzeichen tauchen bereits in der Anfangsphase von Burnout auf. Körperliche Symptome sind unter anderem:

  • Schlafstörungen und Albträume
  • Muskelverspannungen, Rückenschmerzen, Kopfschmerzen
  • Erhöhter Blutdruck, Herzklopfen und Engegefühl in der Brust
  • Übelkeit und Verdauungsbeschwerden (Erbrechen oder Durchfälle)
  • Sexuelle Probleme
  • Starke Gewichtszunahme oder -abnahme infolge veränderter Essgewohnheiten
  • Verstärkter Konsum von Nikotin, Alkohol oder Koffein
  • Erhöhte Infektionsanfälligkeit

7. Phase und letzte Stufe: Verzweiflung

In der letzten Burnout-Stufe verstärkt sich das Gefühl der Hilflosigkeit zu einer generellen Hoffnungslosigkeit. Das Leben scheint in dieser Phase sinnlos, und es tauchen Suizidgedanken auf. Nichts bereitet dann mehr Freude und alles wird einem gleichgültig. Die Betroffenen versinken in einer schweren Burnout-Depression.

Behandlung von Burnout erfolgt mit Psychotherapie.

Burnout bei Kindern und Jugendlichen: 


"Mama, ich kann nicht mehr" – Erste Burnout-Anzeichen Ihres Kindes
Eines vornweg: Alle Kinder sind verschieden und die ersten Symptome äußern sich bei jedem anders. Trotzdem sind bestimmte Warnzeichen auffällig, wenn Kinder an Burnout erkranken. Es gibt solche, die versuchen, immer 100 Prozent Leistung abzuliefern und es allem und jedem recht machen wollen. Der übermäßige Ehrgeiz führt bei den Kindern zwar nicht zwangsläufig zu Burnout, doch sollte dieses Verhalten genauer beobachtet werden.

Ein weiteres Anzeichen bei Betroffenen ist Antriebslosigkeit. Dadurch enden sie häufig in einer kompletten Isolation von Schule und Freunden. Beispielsweise wird das Fußballtraining nicht mehr besucht und für die Freunde haben sie kein Interesse mehr. Fühlt sich ihr Kind plötzlich wohler, wenn es alleine in seinem Zimmer ist und will das Haus nicht mehr verlassen? Auch darauf sollte geachtet werden, ziehen sie sich immer mehr zurück und vermeiden das Umfeld, könnte es sich um Burnout handeln.

Bei Kindern und Jugendlichen mit Burnout kommt es als Folge oft zu einem rapiden Leistungsabfall in der Schule. Das liegt daran, dass sie sich immer mehr zurückziehen und mit der Zeit auch weniger belastbar werden. Sie kommen mit dem großen Aufgabenberg nicht mehr zurecht und sind schlichtweg überfordert.

Nicht selten äußert sich Burnout auch durch körperliche Symptome. Zu ihnen gehören:

•    Schlafstörungen
•    Müdigkeit und Erschöpfung
•    Migräne
•    Essstörungen

Wenn Kinder Burnout haben, können sich physische Symptome auch in Form von Erkrankungen äußern. Dann leiden Kinder häufig unter Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen oder Magen-Darm-Beschwerden. Dies sollte von einem Arzt untersucht werden.

Ursachen für die Erschöpfungsdepression – umgangssprachlich auch als Burnout bezeichnet – sind vor allem der enorme Leistungsdruck, die gesteigerten schulischen Belastungen und eine übertriebene, meist falsch verstandene sportliche, musische oder auch sprachliche Förderung des Kindes. Damit einher geht schließlich der fehlende körperliche und geistige Ausgleich in Form von freier, selbstgestalteter Zeit. Schlechte schulische Leistungen, Ausgrenzung und Mobbing können zu einem verminderten Selbstwertgefühl führen. Die fehlende Perspektive für die Zukunft und eine gewisse Hilflosigkeit innerhalb der Familien, die unbewusst weiteren Druck aufbauen, werden damit zu enormen Belastungsfaktoren für das Kind.